„Ich möchte keine Kinder wegen der Klimakrise”
Neulich sagte wieder jemand neben mir am Tisch diesen Satz: „Ich hab mich gegen Kinder entschieden – wegen der Klimakrise.“ Für mich als Mutter ist dieser Satz schwer zu verdauen.
Doch ganz ehrlich: Ich kann die Entscheidung gegen Kinder absolut nachvollziehen. Ich habe eine Scheißangst um die Zukunft meiner Tochter. Um die Zukunft ihrer Freundinnen. Und um die Zukunft der vielen Kinder und Enkelkinder, die wir nicht kennen. Ich habe Angst, dass sie Hungersnöte, Dürren, Hitzetote, Pandemien und Kriege um Ressourcen hautnah miterleben müssen. Die Klimakrise ist eine existenzielle Bedrohung für unser Leben und das Leben anderer Arten auf diesem Planeten.
Wo sind all die Eltern auf der Straße?
Ich weiß von vielen Familien, die sich deshalb aktiv für Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit, Umweltschutz und Artenvielfalt einsetzen. Aber noch sind wir viel zu wenige. Warum gehen nicht mehr Väter, Mütter, Großeltern, Erziehungsberechtige, Pflegeeltern, Lehrer:innen, Erzieher:innen, Sonderpädagog:innen und Kinderärzt:innen mit uns auf die Straße und kämpfen um das Wohl unserer Kinder? Vielleicht liegt es daran, dass ihnen im stressigen Alltag die Zeit und die Kraft dafür fehlt. Dass sie nicht wissen, wo sie anfangen sollen. Vielleicht auch daran, dass auch sie diese Angst spüren – und sie lieber ausblenden.
Warum wir Klimagefühle nicht verdrängen sollten
Die Aktivistin und Buddhistin Joanna Macy betont, dass es wichtig ist, sich mit unseren Ängsten und Wutgefühlen auseinanderzusetzen und sie als Antrieb zu nutzen, um aktiv zu werden. Wenn wir unsere Gefühle verdrängen oder ignorieren, können sie uns lähmen und uns daran hindern, aktiv zu werden.
Indem wir uns unseren Gefühlen stellen und lernen, mit ihnen umzugehen, können wir uns besser auf die Bewältigung der Krise vorbereiten und Handlungsspielräume für uns und andere schaffen. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns gegenseitig unterstützen und miteinander sprechen. Denn nur so können wir gemeinsam handeln und unsere Stimmen für eine bessere Zukunft unserer Kinder erheben.
Reden statt resignieren
Als Mutter möchte ich, dass meine Tochter in einer Welt aufwächst, in der sie sich sicher und geborgen fühlt. Ich wünsche mir für sie und alle anderen Kinder sowie nachfolgende Generationen eine nachhaltige, gerechte und friedvolle Zukunft. Ich weiß, dass dies nur möglich ist, wenn wir alle gemeinsam handeln. Ganz egal, ob wir Kinder haben – oder nicht.
Ich habe mir deshalb etwas vorgenommen: Das nächste Mal, wenn jemand sagt, keine Kinder bekommen zu wollen, suche ich aktiv das Gespräch und teile meine Sorgen und Gedanken um die Zukunft meiner Tochter. Um dann gemeinsam zu überlegen, wie wir uns für eine bessere Zukunft einsetzen können.
Gemeinsam die Zukunft gestalten
So schwer es auch fällt: Sprecht mit euren Freund:innen, anderen Eltern, Familienmitgliedern und Bekannten über eure Angst, über eure Wut, über eure Ohnmacht! Gemeinsam können wir Veränderungen bewirken.
Hoffnung entsteht durch Handeln.