Gewaltfreie Kommunikation: Letztlich zählt deine Haltung
Gewaltfreie Kommunikation (GfK) ist mehr als nur eine Methode zur Konfliktlösung oder eine Technik, um „besser“ zu kommunizieren. Sie ist eine Einladung, die Art und Weise, wie wir uns selbst und andere wahrnehmen, grundlegend zu verändern. Dabei ist aus meiner Sicht vor allem eins entscheidend: Die innere Haltung.
Was ist Gewaltfreie Kommunikation?
Gewaltfreie Kommunikation, entwickelt vom Psychologen Marshall B. Rosenberg, ist ein Kommunikationsmodell, das auf Empathie, Respekt und dem Bedürfnis nach echter Verbindung basiert. Oft wird GfK auf die vier grundlegenden Komponenten reduziert: Beobachtung, Gefühl, Bedürfnis und Bitte. Diese Werkzeuge sind hilfreich, aber sie sind nur Mittel zum Zweck.
Wie Liv Larsson so treffend schreibt:
„Verbindung ist das Hauptziel der Gewaltfreien Kommunikation. Über die vier Komponenten Beobachtung, Gefühl, Bedürfnis und Bitte führt oft ein viel kürzerer Weg in die Verbindung, als es über Forderungen, Androhungen, Analysen und Interpretationen je möglich wäre.“
Es geht nicht darum, es möglichst „richtig“ zu machen
Gerade am Anfang neigen viele Menschen dazu, es möglichst „richtig“ machen zu wollen. Mein Mann und ich haben das erste GfK-Seminar gemeinsam besucht, und ich erinnere mich noch genau, wie wir anschließend ständig in Konflikten zueinander gesagt haben: „Das ist aber jetzt nicht gewaltfrei!”
Ich habe lange gebraucht, bis ich verstanden habe, dass es nicht um konkrete Formulierungen geht, sondern darum, mir und anderen mit Empathie zu begegnen. Es macht einen Unterschied, ob ich es für „richtig“ halte, die GFK anzuwenden oder ob sie für mich ein „hilfreiches Werkzeug“ ist. Dabei sind die vier Komponenten und ihr Ausdruck eine wertvolle Stütze – aber wichtiger als die Wahl der Worte ist das, was wir dabei denken und fühlen. Denn das erreicht die andere Person viel mehr als unsere Sprache.
Die Haltung macht den Unterschied
Für mich liegt die wahre Kraft der GfK in der inneren Haltung, mit der ich anderen begegne. Es geht darum, achtsam und respektvoll zu sein und den Wunsch zu haben, wirklich zu verstehen, was in mir und meinem Gegenüber lebendig ist.
Um eine solche Absicht zu entwickeln, hilft es vor allem, immer und immer wieder zu üben. Wir lernen mit der GfK eine neue Art zu denken und zu sprechen, die sich vollkommen von dem unterscheidet, was in unserer Kultur üblich ist. Diese können wir nur verinnerlichen, wenn wir uns ausprobieren, alltägliche Missverständnisse und Herausforderungen in GfK-Seminaren und Übungsgruppen analysieren und ihnen mit Unterstützung von Empathie-Partner:innen und Trainer:innen auf den Grund gehen. Und ganz allmählich entwickelt sich ein neues Vertrauen in uns selbst – und in andere.
Fazit: GfK als Lebenshaltung
Gewaltfreie Kommunikation ist mehr als eine Methode – sie ist eine Haltung. Sie fordert uns auf, alte Denkmuster zu hinterfragen und neue Wege der Begegnung zu suchen. Sie lädt uns ein, hinter die Worte zu schauen und dort den Menschen zu finden – mit all seinen Bedürfnissen und Gefühlen.
Für mich ist die GfK ein Weg, authentisch und mit offenem Herzen zu leben. Es geht nicht darum, perfekt zu kommunizieren, sondern darum, echt zu sein – verletzlich, mutig und offen für die Verbindung mit anderen. Und das ist die wahre Magie der Gewaltfreien Kommunikation: Wir finden (gemeinsam) heraus, wofür unser Herz schlägt, was uns lebendig macht und erfüllt.